Stadtradeln Hamburg 2025

Freiwasserschwimmerin & HSBA Studentin Elea Linka radelt mit 1336 Kilometern allen davon

Seit 2022 radelt die HSBA jedes Jahr beim Stadtradeln Hamburg mit, für mehr Klimaschutz und ein lebenswertes Hamburg. Das macht nicht nur Spaß und ist eine gute Sache, ganz nebenbei erfährt man so einiges über das Mobilitätsverhalten von Mitarbeitenden und Studierenden - ob mit dem E-Bike oder dem klassischen Fahrrad unterwegs, ob nur bei schönem Wetter oder am Wochenende, ob begeisterte Radfans, Gelegenheitsfahrer:innen oder Menschen, die das Fahrrad lieber stehen lassen – alles ist vertreten. Besonders freuen wir uns immer wieder über das Engagement unserer Studierenden: Wenn sie mitmachen, dann mit voller Energie!

So wie dieses Jahr unsere Bachelor Studentin Elea Linka. Innerhalb weniger Tage zog sie gnadenlos an allen Mitradler:innen vorbei. Und es ist auch schnell klar, warum: Elea ist kein unbeschriebenes Blatt, 2022 feierte sie in Budapest ihr WM-Debüt im Freiwasserschwimmen. Sport ist ihr also sehr wichtig. Wir haben mit Elea über ihre Begeisterung für Sport, ihr Studium und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen: 

Liebe Elea, herzlichen Glückwunsch, Du hast dieses Jahr die meisten Kilometer für unser Team beim Stadtradeln Hamburg erradelt: Insgesamt 1336 km in drei Wochen! Wie hast Du das gemacht?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Es freut mich natürlich sehr, dass ich so viele Kilometer erradeln konnte. Die vielen Kilometer sind hauptsächlich auf mein letztes Abenteuer zurückzuführen. Ich bin nämlich zusammen mit meinem Freund mit dem Fahrrad nach Österreich gefahren: Über sechs Tage verteilt haben wir 985 km mit 6745 Höhenmetern zurückgelegt. Im Schnitt haben wir also etwas über 164 km pro Tag geschafft. Abends haben wir dann auf einem Campingplatz unser Zelt aufgeschlagen. Alles, was wir dafür brauchten, haben wir dabeigehabt, dementsprechend waren unsere Fahrräder voll beladen. Am 24.06. sind wir in Österreich am Ziel angekommen. Das war für uns beide eine ganz besondere Erfahrung. Der Papa meines Freundes hat uns dazu inspiriert, denn er hat die Tour vor ein paar Jahren auch schon mal gemacht. Da dachten wir uns:  das machen wir auch einfach mal. Es war eine irre Erfahrung.

Fährst Du denn auch sonst gerne und viel Fahrrad? 

Ansonsten fahre ich natürlich auch gerne Fahrrad, in Hamburg ist das eigentlich mein Hauptverkehrsmittel, denn es ist oft am schnellsten und verlässlichsten und Spaß habe ich dabei auch noch (wenn es nicht regnet).

Oder ist Dein Lieblingssport immer noch das Schwimmen? Du bist ja sogar 2022 bei der Freiwasser-Weltmeisterschaft angetreten. 

Das ist eine schwierige Frage. Ich bin mit dem Schwimmsport groß geworden und schwimme seit ich fünf Jahre alt bin. Später habe ich das dann auf Leistungssport-Niveau gemacht und einige Erfolge erzielen können. Mein größter Erfolg war mein Rennen bei der Weltmeisterschaft 2022. Dort bin ich über die längste Strecke gestartet, die es gibt, die 25 km und habe den sechsten Platz erreichen können. Dafür habe ich (von klein auf) viele Jahre sehr hart trainieren müssen. Auf dem Wochenplan standen bis zu 11 Trainingseinheiten im Wasser, die normalerweise je 2 Stunden dauerten. Meistens bin ich dann Umfänge von 6-8 km geschwommen pro Einheit. In der Vorbereitung auf die 25km waren aber auch Einheiten dabei, die 3 oder 4 Stunden gedauert haben, die hatten dann gerne auch mal um die 15 km. Dazu kamen noch Trainingseinheiten an Land, Laufen, Spinning, Krafttraining, Stabilisations- und Mobilisationstraining, Beweglichkeit… Am Ende war es ein Vollzeitjob. Das hat mich allerdings vieles lernen lassen, dass mir heute sehr nützlich ist: Disziplin, Zeitmanagement, Durchhaltevermögen, das Einschätzen des eigenen Körpers, der Umgang mit Niederlagen und vieles mehr.

Nach meinem ersten Rennen bei der Weltmeisterschaft wurde "meine" Strecke, die 25 km, aus dem Programm gestrichen. Wenig später wurde sie ebenfalls aus dem Programm der Europameisterschaften genommen. Das war natürlich ein harter Schlag für mich, so viele Jahre Training und Vorbereitung, dann endlich der gelungene Sprung zur Weltmeisterschaft mit dem Wunsch, dort noch weitere Male antreten zu dürfen, und dann diese Wendung. Für mich war das sehr ernüchternd und auch einer der Gründe, warum ich den Leistungssport aufgegeben habe. Ein anderer Grund war, dass ich das duale Studium hier an der HSBA beginnen und mich voll darauf konzentrieren wollte. Natürlich gehe ich immer noch ab und zu schwimmen, mal mehr, mal weniger, je nachdem, was gerade alles ansteht. Aber ich glaube aktuell sind das Schwimmen und das Radfahren bei mir gleich auf. Im Wasser bin ich groß geworden und fühle mich dort einfach wohl und kann den Kopf frei kriegen. Beim Fahrradfahren kann man die Welt um sich herum richtig genießen und man bekommt so einiges zu sehen. Gerade wenn man einmal durch ganz Deutschland fährt! Das Laufen gesellt sich allerdings auch gerade dazu, wer weiß, vielleicht probiere ich irgendwann mal einen Triathlon aus?

Freiwasserschwimmen ist ja sicherlich nicht jedermanns Sache – was fasziniert Dich daran? Was macht das Freiwasserschwimmen so besonders (anspruchsvoll)?

Das Freiwasserschwimmen unterscheidet sich vom "normalen" Schwimmen im Gewässer und den Strecken. Freiwasser wird in Seen, Flüssen oder im Meer geschwommen. Dort wird mit Bojen ein Rundkurs abgesteckt (meistens 1,25 km oder 2,5 km). Während die 1500 m Freistil im Becken die längste Distanz ist, die im Wettkampf geschwommen werden kann, bietet das Freiwasserschwimmen Strecken von 2,5 km (lediglich Einsteigerstrecke, kein internationales Angebot), 5 km, 10 km und 25 km an. Die Strecken sind also deutlich länger und genau das hat mich auch von Anfang an daran gereizt. 

Interessant wird das Freiwasserschwimmen durch die Location im offenen Gewässer. Es entstehen dadurch eine Vielzahl neuer Bedingungen, die es zu bewältigen gibt. Zunächst ist das Wasser natürlich meistens nicht so schön glatt wie man es von den Schwimmbecken kennt. Bei Rennen im Meer kommen Wellen dazu, die manchmal auch ganz schön hoch sein können. Das kostet dann viel Kraft, so dass sich 10 km auch schnell mal nach deutlich mehr anfühlen können. Nebenbei darf man auch die Orientierung nicht verlieren. Hinzu kommt, dass alle Schwimmer auf einmal starten, es gibt also einen Massenstart. Da alle zur gleichen Boje schwimmen müssen, sind Konfrontationen vorprogrammiert. Hier fahren einige auch gern mal die Ellenbogen oder Fingernägel aus. Das macht Freiwasserschwimmen zu einer Kontaktsportart. Am Ende geht es auch gar nicht darum, wer wirklich am schnellsten schwimmen, sondern wer sich am besten durchsetzen kann und mit den gegebenen Bedingungen am besten klarkommt. Das hat mich persönlich immer gestört, weil ich finde, dass es nicht in diese Sportart gehört. Ich möchte nicht gewinnen, weil ich mich körperlich gegen die anderen durchsetzen kann - ich möchte gewinnen, weil ich die Schnellste bin. Aber so ist es leider oft nicht im Freiwasserschwimmen. Dennoch finde ich den Sport sehr interessant, weil es Schwimmern die Möglichkeit gibt, neues auszuprobieren und zu lernen. Zum Beispiel das Feeding. Bei Strecken ab 10 km isst oder trinkt man zwischendurch etwas. Dafür steht der Trainer auf einem Steg oder einer Plattform, an dem der Kurs vorbeiführt. Mit einer selbst präparierten Angel werden dann kleine Flaschen mit speziellen Getränken gereicht, die man sich als Schwimmer greift und dann beim Schwimmen trinkt. Bei den 25 km habe ich auch immer etwas zu essen vorbereitet, damit der Magen etwas Festes hat.

Dies sind nur einige der Besonderheiten des Freiwasserschwimmens. Ich muss allerdings gestehen, dass ich eigentlich lieber im Becken schwimme. Wenn es die 25 km im Becken gegeben hätte, wäre das voll mein Ding gewesen. Einmal habe ich sogar die 25 km im Becken zurückgelegt, um mich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Insgesamt 500 Bahnen auf der 50 m Bahn oder 1000 in einem 25 m Becken - eine einmalige Erfahrung für mich, an die ich mich oft zurückerinnere. 

Du studierst seit 2023 Business Administration an der HSBA – wie schaffst Du es denn, Deine sportliche Leidenschaft mit dem dualen Studium zu verbinden? 

Ich trainiere bei Weitem nicht mehr so viel wie noch vor ein paar Jahren, das erleichtert einiges. Darüber hinaus finde ich, dass Sport ein richtig guter Ausgleich zur Arbeit oder zum Studium ist. Beim Sport bekomme ich den Kopf frei, egal was mich gerade beschäftigt. Schwimmen ist dafür sehr gut geeignet, denn es gibt mir das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein, weil ich von außen eigentlich gar nichts mehr mitbekomme (wenn ich will). Ansonsten versuche ich immer den Sport in meinen Alltag einzubauen. Ich fahre eigentlich immer mit dem Fahrrad zur Uni oder Arbeit (außer bei Schnee und Eis). Dadurch habe ich am Ende des Tages meistens schon mindestens 1,5 h Sport gemacht, ohne dafür wirklich Zeit aufgewendet zu haben. Mit der Bahn würde ich ähnlich lang fahren und keinen Sport machen, den müsste ich dann noch extra einbauen. Ich kann es wirklich jedem empfehlen: Fahrt Fahrrad! In Hamburg ist das ein Verkehrsmittel, mit dem man wirklich gut von A nach B kommt, meistens sogar nicht mal langsamer als mit der Bahn, manchmal ist man sogar schneller als mit dem Auto, das habe ich getestet. Gerade im Berufsverkehr ist das Fahrrad auch viel zuverlässiger, und die Fahrten besser planbar, denn auf Radwegen ist nur sehr selten Stau.

Hast Du konkrete (sportliche) Ziele für die Zukunft?

Natürlich möchte ich erstmal mein Studium abschließen, vielleicht mache ich auch noch einen Master. Aus sportlicher Perspektive gesehen habe ich meine Ziele deutlich reduziert, ganz missen möchte ich die Herausforderung allerdings nicht. Deshalb habe ich mich zum Beispiel für den Haspa Marathon nächstes Jahr angemeldet. Und was ich auch nochmal ausprobieren möchte: Triathlon. Ich habe eine Freundin, die sehr erfolgreich Triathlon macht und sie inspiriert mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie in Action sehe. Da ich immer auf den langen Strecken zu Hause war, plane ich mal einen Ironman 70.3 zu machen, irgendwann möchte ich auch mal einen ganzen Ironman machen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen 180 km Fahrrad zu fahren und danach noch einen Marathon zu laufen (die 3,8 km Schwimmen lasse ich gedanklich immer außen vor, die sind für mich eine nicht erwähnenswerte Herausforderung). Ich gehe diese Ziele aber eher entspannt an, das Leben ist schließlich nicht nur dazu da, um Leistung zu erbringen. Wohin mich mein Weg führen wird? Ich weiß es selbst noch gar nicht so genau, bin aber sehr gespannt, das herauszufinden.

Wir danken Elea Linka und allen unseren fleißigen Radler:innen aus dem Team „HSBArockt&rollt“, die gemeinsam in 594 Fahrten insgesamt 6.143 km gefahren sind und damit 1.007,5 kg Co2 vermieden haben! Toller Einsatz!